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Rote Funken brillieren beim Regimentsexerzieren 2018

Rote Funken brillieren beim Regimentsexerzieren 2018
Fotos: Andreas Klein

Als Letztes der neun Kölner Traditionskorps hatten die Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e. V. (kurz: Rote Funken) zu ihrem Regimentsexerzieren in das Kölner Maritim Hotel eingeladen. Nach der Begrüssung durch Präsident Heinz Günther Hunold brachte zuerst einmal der Regimentsspielmannszug der Roten Funken sein neues Potpourri für die Session 2018. Anschließend begann das Exerzieren der besonderen Art, nach Funken-Art quasi.

Denn die Roten Funken nehmen sich als einziges Kölner Traditionskorps nicht wirklich 100 %ig ernst. Während bei den anderen Traditionskorps Beförderungen und Ernennungen auf deren Korps- oder Regimentsappellen im Vordergrund stehen, sind diese bei den Roten Funken am gestrigen Abend eher eine Nebensache. Der Hauptaugenmerk liegt auf den Bühnenstücken, welche die vier Knubbel der Roten Funken sowie die Funkenanwärter auf die Bühne des Maritim Hotels bringen.

Die Funkenanwärter machten dabei den Anfang und zeigten in einem Bühnenspiel „Wie wird man Funk im Schelldurchlauf?“. Hierbei ging es vom zufälligen Treffen an der Theke in der Kneipe über die Treffen beim Knubbelabend bis zum Ballotage-Ausschuß. Wird man dann als neuer Roter Funk zugelassen, geht man zum Schneider und bestelle Uniform und Weißzeug („Was kostet das denn?“ „Ich hoffe, ihr Haus ist schuldenfrei!“). Nach der offiziellen Aufnahme ins Korps der Roten Funken hat man es dann nach über zwei Jahren geschafft, und singt mit seinen Kameraden „Einmol Funk zu sin, en Kölle am Rhing!“.

Nach diesem ersten Bühnenstück gab es ein paar erste Ehrungen für langjährige Funkenmitglieder: Fünf Funken wurden für ihre 44-jährige Mitgliedschaft im Korps mit dem Verdienstorden in Gold geehrt. Und Präsident Hunold sowie Corpsadjudant Jens Egg konnten sich den ein oder anderen Spruch nicht verkneifen („44 Jahre Mitglied im Korps, das müssen andere erst einmal schaffen!“ „Es gibt Gesellschaften, die sind nicht so alt – nicht wahr, Herr Wallpott?!“). Zwei Mitglieder der Roten Funken sind seit 5 * 11 Jahren im ältesten der Kölner Traditionskorps aktiv und erhielten den Verdienstorden in Gold mit Brillianten. Zwei Funken schafften sogar die 60-jährige Mitgliedschaft und erhielten, da man bereits alle Verdienstorden der Funken besitzt, zusätzliche Ehren-Urkunden.

Mit dem Stück des 2. Knubbel „Öllig stink“ ging es weiter im karnevalistischen Programm. Beim Bühnenspiel unter dem Titel „Das Funken-Internat – Neues aus der Kaderschmiede“ wurde ein Tag am fiktiven „Stätzje-Gymnasium der Roten Funken“ dargestellt. Der Besuch des Herrn Oberstudienrat stand an – und man erwartete einen neuen Schüler, einen Schüler mit Migrationshintergrund. Der Präsident der Blauen Funken, Peter Griesemann, der im Saal dem Spiel zuschaute, erkannte schnell, dass es sich um diesen speziellen Schüler um einen Blauen Funk handelte, der ein Stipendium am „Stätzje-Gymnasium“ erhalten hatte.

Anschließend war der 1. Knubbel „Streckstrump“ an der Reihe. Dieser Knubbel hatte sich die kurze Session zum Thema gemacht – 99,6 % Kartenvorverkauf, da war einfach kein Wachstum mehr drin! So begann ein Zwiegespräch zwischen dem Präsidenten und Senatspräsidenten der Roten Funken, dargestellt von Mitgliedern des 1. Knubbel. Doch man hatte die Lösung: Eine Karnevalssitzung der Roten Funken in exakt elf Minuten! Der Vorhang der Maritim-Bühne öffnete sich, man sah den Elferrat im Gestühl – und schon sprintete das Korps der Roten Funken mit Tanzpaar auf die Bühne, um ihr Programm im Super-Schnell-Durchlauf zu präsentieren. Die neue Superband „KlüBriHöhRäu“ wurde präsentiert, „Marc Metzger“ brachte keine Rede, die Tanzgruppe „Original Hellige Knäächte un Mägde“ (ja, wirklich die Originalen, die den Spaß gerne mitmachten …) zeigten nicht ihre Tänze und das Dreigestirn gab es auch im Schnelldurchlauf. Es wurden auch (fiktive) Spenden verlesen, darunter 6.666 € von den Damen vom PASCHA, 10.000 € von Real Madrid, 100.000 € von Apple und 500.000 € von Google. „Bernd Stelter“ und „Guido Cantz“ erzählten gemeisam einen Witz, bevor „Kasalla“ ihren Hit „Pirate!“ zum Besten gab … wohlgemerkt, alle Gruppen – bis auf die Original Hellige Knäächte un Mägde – wurden durch Mitglieder des 1. Knubbel dargestellt! Ein Schauspiel, welches man gesehen haben muss.

Hiernach gab es wieder eine kurze Ehrung: Sieben Funken erhielten die silberne Mitgliedsnadel für 25-jährige Mitgliedschaft. Fünf Funken wurden mit Verdienstorden in Silber für 3 * 11 Jahre ausgezeichnet und drei Funken erhielten eine Ehren-Urkunde für ihre 40-jährige Mitgliedschaft bei den Kölsche Funke rut-wieß. Silvia Faxel, welche den Kartenvorverkauf bei den Roten Funken unterstützt, erhielt für ihre Verdienste eine Mitfahrt im Kölner Rosenmontagszug bei den Roten Funken geschenkt.

Der 4. Knubbel „Stoppe“ zeichnete in seinem Bühnenstück „Paare der Zeit- bzw. Weltgeschichte“ den Weg Kölns von der Gründung bis zur heutigen Zeit anhand wichtiger geschichtlicher Paare nach. Dies begann im Jahr 50 n. Chr. mit den Eltern von Kaiser Nero, die sich darüber stritten, ob die „Oppidum Ubiorum“ zur „Colonia“ erhoben werden sollte, was letztendlich zur Gründung des heutigen Kölle geführt hat. Der nächste Stopp war im Jahr 1637 bei der Sage von „Jan un Griet“, die ja jedes Jahr an Weiberfastnacht auf dem Chlodwigplatz vom Reiter-Korps Jan von Werth aufgeführt wird. Im Jahr 1795 traf Napoleon dann auf „et Josephine vum Stüverhoff“, welche dort eine „Kaschemm“ betrieb. Napoleon hatte sich auf der Suche nach dem Kölner „Mairie“ (französich für Rathaus) verlaufen – und „et Josephine“ schleppte Napoleon schließlich zum „Marie“, welche in ihrem Etablissement arbeitete. Das Spiel endete im Jahr 2018 mit „Präsident Hunold“ und der „Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker“, die das aktuelle Geschehen in der Stadt aufgriffen. Besonders die Baustellen, die nicht enden wollen. Auch hier wurden alle Figuren durch Mitglieder des 4. Knubbel dargestellt.

Bevor dann der 3. Knubbel als letzter Knubbel sein Spiel präsentieren konnte, wurde die, so Jens Egg, „Knallcharge bzw. Ehrencharge“ aufgerufen – darunter waren u. a. die Medienkollegen Daniela Decker und Kurt Braun sowie Marcel Kappestein (Kommandant Prinzen-Garde Köln), Kurt Wietheger (Schatzmeister Treuer Husar) und Hartmut Kramer (Kommandant Treuer Husar), die zum Ehren-Funken-Leutnant der Reserve ernannt wurden. Elena Navarini (Präsidentin der 1. Damengarde Coeln), Markus Lambrechts (Kommandant der Nippeser Bürgerwehr) und Curt Rehfus (Kommandant der EhrenGarde der Stadt Köln) wurden zum Ehren-Funken-Oberleutnant der Reserve ernannt. Frank Breuer (Vorsitzender und Korpskommandant des Reiter-Korps Jan von Werth) erhielt sogar den Rang des Ehren-Funken-Obristwachtmeister der Reserve.

Der 3. Knubbel „Dilledopp“ zeigte in dem finalen Bühnenstück „Let´s Dance 2018: Let´s Dance Karneval!“ eine Parodie auf die TV-Tanzshow „Let´s Dance!“. Natürlich durfte die Jury mit Jorge Gonzales, Motsi Mabuse und Herrn Lambi genauso wenig fehlen wie Silvie Meis und Daniel Hartwich, welche – wie bei den anderen Knubbeln auch – von Mitgliedern des 3. Knubbels dargestellt wurden. Als „Jorge Gonzales“ brillierte dabei der Knubbelführer des 3. Knubbel, Boris Müller. Als erstes Paar stellten sich „Präsident Hunold“ und Ex-Marie Tanja Wolters der Jury. Mit einem Rock´n Roll wollten die Beiden überzeugen, doch „Selbstdarsteller Hunold“, der lieber mit rot-weißen Puscheln anstatt mit Tanja Wolters performte, wurde von Herrn Lambi abgestraft: „Hunold, Du solltest weniger puscheln, dafür mehr saufen … ähem, laufen!“ Am Ende gab es 19 Punkte für Hunold/Wolters. Das zweite Tanzpaar waren dann „Jens Egg“ und Ex-Marie Andrea Schug. Egg war dabei so von sich überzeugt, dass er keinen Termin für das Tanztraining mit seiner Partnerin fand. Auch hier gab es für den Wiener Walzer entsprechende Kommentare der Jury („Ist ein roter Funk dabei, danz immer einer us der Reih!“). Und selbst „Jens Egg“ musste nach seinem Tanz eingestehen: „Piff Paff Peng, der Backes es am Eng!“ Auch für dieses Paar gab es 19 Punkte. Also Gleichstand! Doch es gab noch eine dritte Darbietung: Acht Rote Funken tanzten Stippeföttche – und die Jury war aus dem Häuschen! „Jorge“ muss nach seiner Einschätzung über die „acht stramme Kerle, oh mei Jott“ eingestehen, dass er „fick und fertig“ war. Einzig Herr Lambi hatte wieder was zu meckern („Das ist keine gerade Reihe, ihr steht da wie eine vollgepisste Wolldecke!“) – doch Lambi zeigte sich versöhnlich: „Das war Gardetanz vom Feinsten, dafür zahlen die Leute in Köln viel Geld, um diese Amateure zu sehen!“, so sein Fazit – und mit 31 von 30 möglichen Punkten gewannen die Roten Funken „Let´s Dance 2018“!

Foto: Kurt Braun

Nach diesem lustigen Spiel wurde es im Maritim Hotel dann mucksmäuschenstill, denn es galt, jemand ganz besonders zu ehren: Robert Schumann (89) ist seit 70 Jahren (!) Mitglied der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e. V. und hat, wie Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn feststellte, 51 Rosenmontagszüge in Köln in der Gruppe der Roten Funken zu Fuß mitgemacht. Doch Schumann war nicht nur langjähriger Literat der Roten Funken („Der Literat der nie gelacht hat!“ „Warum? Es gab doch auch nix zu Lachen!“), sondern auch 36 Jahre Literat des Festkomitee Kölner Karneval von 1823 e. V. und hat in seiner Zeit das grundsätzliche Format der heutigen Dreigestirnsproklamation mitentwickelt. Der Rote Funk Schumann gehört gemeinsam mit „Funk Nr. 1“ der Blauen Funken, Hans Völler (91), zu den letzten lebenden Gründungsmitgliedern des Literatenstammtisch Köln und ist damit, wie Kuckelkorn erklärte, der „Pate der Paten der Literatenmafia“! Schumann wurde am gestrigen Abend für sein karnevalistisches Lebenswerk mit dem Verdienstorden des Festkomitee Kölner Karneval in Gold mit Brillianten ausgezeichnet, die einzige Auszeichnung, welche eine Gesellschaft nicht beim Festkomitee anfordern kann, sondern welche das Festkomitee selbst an verdiente Karnevalisten vergibt! Schumann war übrigens nach dem zweiten Weltkrieg der Entdecker eines weiteren verdienten Kölner Karnevalisten, der am gestrigen Abend zu Ehren von Schumann ein Lied für seinen Freund sang: Ludwig Sebus (93)!

Als dieser Gänsehautmoment vorbei war, zog das Korps der Kölsche Funke rut-wieß vun 1823 e. V. in den Saal ein. Auf der Bühne wurden sodann die neuen Funken vereidigt – und mit dem karnevalistischen Zapfenstreich endete das diesjährige, äußerst kurzweilige Regimentsexerzieren der Roten Funken am späten Montagabend.

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