Während beim Herrenfrühschoppen der Kölsche Grielächer die letzten Programmnummern auf der Bühne standen, startete im Dorint an der Messe der diesjährige Vorstellnachmittag des „Kreis rheinischer Karnevalisten“ (KrK). Mit vierzehn Programmpunkten, davon sieben tänzerischen Darbietungen, ein strammes Programm. Mit dem Wechsel von der Wolkenburg ins Messe-Dorint kommt der KrK, der früher einmal „Kreis rechtsrheinischer Karnevalisten“ hieß, wieder „Bäck op de Schäl Sick“, wie Albert Terfloth und Axel Höfel, die den Nachmittag moderierten, gleich zu Beginn erklärten.
Neu beim KrK und damit erstmals beim Vorstellnachmittag dabei war der Spielmannszug der K.G. Kölsche Preussen (Foto oben). Den Spielmannszug haben wir bereits beim Vorstellabend des Karnevalsverband Rhein-Erft gesehen und wiederholen, der Einfachheit halber, unseren damaligen Text, der sich auch beim gestrigen Auftritt nicht geändert hätte: „Der Spielmannszug wurde 2012 gegründet und bot eine durchaus hörenswerte Leistung. Wer auf der Bühne nicht den Platz für ein großes Korps hat, sollte sich mit dieser Alternative beschäftigen.“
Mit den Ühlepänz, der Kinder- und Jugendtanzgruppe der Große Höhenhauser K.G. Naaksühle, präsentierte sich anschließend die erste Tanzgruppe. Die Ühlepänz gibt es ja nicht erst seit gestern und wir haben die Kinder und Jugendlichen schon mehrfach erwähnt. Bei der Gruppe liegt das Augenmerk auf der tänzerischen Leistung, nicht so sehr auf Hebungen und Würfe, welche man den Kids ja auch gar nicht zumuten kann, soll und will. Wie fasste es die Moderation so schön zusammen: „Man kann heutzutage froh sein, dass die Kids nicht nur vor dem Computer oder Smartphone hängen, sondern sich auch im realen Leben noch treffen. Wie zum Beispiel zum Tanzen bei den Ühlepänz!“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Solide tänzerische Leistung, für Mädchensitzungen und in kleineren Sälen ideal.
Heinz Pohl jr. als „Paul Posthorn“ betrat anschließend als erster Redner die Bühne des Dorint-Hotels. Einmal abgesehen davon, dass die Stimme von Heinz Pohl jr. irgendwann anfängt zu nerven und dass das andauernde Telefonklingeln einem irgendwann auf den Zeiger geht, könnte die Type des „Paul Posthorn“ durchaus zünden. Könnte! Denn Themen wie Politik, der Hambacher Forst und die Knöllchen-Flut in Köln haben absolut keinen Bezug zum Themenbereich „Post“. Okay, das Thema „Datenschutzgrundverordnung“, welches Heinz Pohl jr. am Anfang seiner Rede aufgriff, passt. Aber man hätte aus der Postbeamten-Type mehr machen können als einen Mitarbeiter der Telefonauskunft (die ja gar nicht mehr zur Post gehört, sondern zur Telekom …), der andauernd von den unterschiedlichsten Promis angerufen wird. In Hückeswagen, wo Heinz Pohl jr. wohnt, sicherlich ein Brüller. In Köln aber leider nicht, jedenfalls nicht so.
Die Jugendtanzgruppe „Kölsche Greesberger“ der Große K.G. Greesberger Köln präsentierte anschließend ihre Tänze. Hier hat man dann, im Unterschied zu den Ühlepänz, ausschließlich jugendliche Tänzerinnen und Tänzer, die dann auch schon akkrobatische Elemente in ihren Tänzen einbauen. Schön hierbei, dass es wirklich auch Elemente gibt, die man in Köln bei den anderen Tanzgruppen (noch) nicht gesehen hat. Peinlich hingegen war jedoch die Abmoderation von Albert Terfloth für die jungen Damen und Herren. Sinngemäß verabschiedete er die Truppe mit den Worten: „Schön, daß ihr da gewesen seid. Gleich kommen aber noch Tanzgruppen, die schöner anzusehen sind …“ – Herr Terfloth, das geht GAR NICHT! Dafür ist eine Entschuldigung fällig! Mindestens!
Ein Mann, ein Klavier. Das kennt man von Paul Kuhn über Udo Jürgens bis Sascha Klaar – und seit gestern Nachmittag spätestens auch von Holger Quast als „Ne joode Jung„. Quast bringt Stimmung in den Saal … sofern der Saal nicht allzu groß ist und die Gäste sich auf einen Sänger einlassen, der seine Songs in einem Pop-Sound-Gewand präsentiert. Eine gute, solide musikalische Leistung von dem sympathischen Keyboarder aus Düren. Für Sommerfeste, Sessionseröffnungen, Fischessen und und und sicherlich eine gute, solide Nummer. Nur leider nichts für den Sitzungssaal. Aber das macht ja nix, auch mit den Veranstaltungen drumherum kann man in Köln und Umgebung Geld verdienen!
Beim Vorstellabend des KrK im letzten Jahr hatte die nachfolgende Gruppe, sagen wir mal, ihren Durchbruch – im wahrsten Sinne des Wortes: Beim Auftritt der Tanzgruppe „De Höppebeenche“ aus Troisdorf-Bergheim brach damals in der Wolkenburg teilweise die Bühne zusammen. Heute hielt die Bühne im Dorint den 28 jungen Damen stand. Allerdings zeigte man beim Auftritt keinen neuen Tanz, sondern lediglich die beiden Tänze der vergangenen Session. Da bringt es nichts, wenn man 28 hübsche Mädels auf die Bühne bringt, die tänzerisch und akkrobatisch einiges zu bieten haben, man aber nur das aufführen kann, was man im letzten Jahr bereits gesehen hat. Entweder kommt da noch was – oder „De Höppebeenche“, die schon seit 20 Jahren die Bühnen im Rhein-Sieg-Kreis bespielen, erweisen sich im Kölner Karneval als Eintagsfliege.
Beim Auftritt der Tanzgruppe „De Höppebeenche“ wurden auch die diesjährigen Spendenschecks aus dem jährlichen Benefiz des KrK übergeben. Frau Enders vom Verein „Zartbitter e. V.“ und Dr. Weber vom Kinderkrankenhaus Köln-Porz erhielten jeweils einen Scheck in Urkundenform. Der nächste KrK-Benefiz findet am 24. Februar 2019 wieder in „Zochs Bistro“ am Wiener Platz statt. Karten zum Preis von 15,00 € gibt es über die Geschäftsstelle des KrK.
Seit 2010 gibt es die Domstadtbande. Die fünf Musiker bieten gewohnt solide musikalische Handarbeit mit teilweise recht pfiffigen Texten. Arbeiten muss man nur am Sound, denn das Schlagzeug übertönte am gestrigen Nachmittag alle anderen Instrumente – und teilweise auch den Gesang von Frontmann Rob. Bass und Gitarre waren fast null zu hören und das Keyboard nur, wenn es in die hohen Töne ging. Schade, denn gerade Gitarrist Ritchie mühte sich auf der Bühne im Stil eines Rockers richtig an seinem Instrument ab. Die Bühnenshow war ausbaufähig. Die Lieder sind auch okay. Jetzt muss nur noch der Sound passen …
Aus dem Kölner Westen kam das Tanzkorps „Blaue Jungs“ der K.G. Lövenicher Neustädter „op de Schäl Sick“. Auch über dieses Tanzcorps muss man nicht mehr viel schreiben – man hat sich in den letzten Jahren etabliert und zählt zu Recht zu den Top-Tanzkorps im rheinischen Karneval. Tänzerisch und akkrobatisch brauchten sich die Jungs und Mädels aus Lövenich vor den bekannten Gruppen noch nie zu verstecken. Nur für ihren Kommandanten sollte man mal eine neue Mütze anfertigen lassen, denn ihm fällt als einzigem männlichen Tänzer immer wieder die Mütze beim Tanzen vom Kopf. Oder innen in der Mütze einen Saugnapf anbringen. Für die glatte Stelle an der Gegenseite ist ja gesorgt …
Nach ein paar Jahren Bühnenabstinenz kommt Henning Schmiing in seiner Type als „Moped Manni“ zurück auf die Bühnen des rheinischen Karnevals – und nach seinem Vortrag vom gestrigen Nachmittag wird er diese auch zukünftig nicht allzu oft betreten! Gleich zu Beginn seines Vortrags schoß Schmiing gegen den Kollegen Marc Metzger, der ja bekanntlich im kommenden Jahr ein Sabbatjahr nimmt: „Ja, der wollte zurück in seinen alten Beruf. Der wird jetzt wieder Metzger. Pferdemetzger. Sein Slogan lautet >Morgens geritten, abends mit Fritten!<.“ Da schien der Neid durchzukommen, dass Metzger erfolgreicher ist als „Moped Manni“ jemals war. Aber auch die Schelte in Richtung der größten Agentur im rheinischen Karneval und deren Gründer (gemeint ist die Agentur „alaaaf!“ von Horst Müller, der auch als Partner und Sponsor des KrK fungiert …) sowie den kommerziellen Karneval an sich waren vollkommen deplatziert. Lieber Henning Schmiing, wenn Du als Kleindarsteller im Fernsehen doch soooo erfolgreich bist, dann bleib doch da! Und belästige nicht die zahlenden Gäste einer Veranstaltung mit Witzen aus der Gründerzeit des Kölner Karnevals (der ja bekanntlich bis auf das Mittelalter zurückgeht und nicht erst mit der Gründung des Festkomitee Kölner Karneval begründet wurde …).
Das Tanzcorps der K.G. Original Kölsche Domputzer war der nächste Programmpunkt. Hier scheint sich wieder ein Problem aufzutun, was es bereits einmal vor ein paar Jahren gab – Mädels hat man genug, aber die Jungs fehlen! Hebungen sind in dieser Konstellation kein Problem, aber hochakkrobatische Würfe und Stunts – wie man sie bei den meisten der anderen bekannten Tanzgruppen immer wieder sieht – gibt es hier auch aus Sicherheitsgründen nicht. Es bringt ja nichts, wenn man die Mädels in die Luft bekommt … aber diese dann nicht sicher fangen kann, weil die Manpower fehlt. Eigentlich schade, denn das Tanzcorps war auf dem besten Wege, den Anschluß an die Spitzengruppe zu schaffen. Vielleicht war der Auftritt aber auch dem beruflichen Problem geschuldet; in den letzten Jahren waren besonders viele Feuerwehrmänner in den Reihen der Domputzer zu finden, was immer wieder zu kurzfristigen Umstellungen beim Auftritt führte. Spätestens bei der Sessionseröffnung der Domputzer im November wissen wir mehr …
Beim nächsten Programmpunkt hatten die Pressevertreter im Saal so ihre Probleme mit der Einordnung: Ist das nun, wie angekündigt, eine Gesangsnummer? Oder nicht doch vielleicht eine tänzerische Darbietung? Der Auftritt der Band „Mundgerecht“ aus Dormagen-Gohr war jedenfalls etwas Besonderes, denn der Keyboarder der Band, Nils Eingrüber, geht – teilweise völlig unpassend – an seinem Instrument so richtig ab, wie unsere nachstehende kurze Video-Sequenz beweist:
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Der Junge geht nicht ab und zu mal so ab! Der springt den ganzen Auftritt über wie ein wild gewordener Zappelphilipp an seinem Instrument herum! Die Meinung der Karnevalisten reichte von „Das Keyboard hat einen Kurzschluß, kann dem Jung nicht mal jemand helfen!“ bis zu „Das war ein Bänker auf Speed!“. Musikalisch war die Band nicht schlecht – es war nur sehr schwer, auf die Texte zu achten, wenn der Keyboarder einen Kurzschluß im Defibrillator hat …
Das „Rheinische Tanzcorps Echte Fründe“ hat seinen einigen Jahren seine karnevalistische Heimat bei der Flittarder K.G. in Köln-Flittard gefunden. Das Tanzcorps gehört mittlerweile auch zu den Top-Tanzcorps in Köln und auch hier fliegen die Mariechen öfter relativ tief. Was soll man da noch groß schreiben … Fotos bitte!
Die dienstälteste Boyband des Kölner Karnevals, die Knollis, gibt es nun „reloaded“. Der 1. Vorsitzende des KrK, Albert Terfloth, und seine beiden Mitstreiter Jürgen Borkowski und Tomi Pool gehen mit ihrem Programm als „die kölschen Amigos“ durch. Die Mischung aus kölschen Evergreens, eigenen Liedern und kölschen Texten auf bekannten Melodien (wie gestern zum Beispiel auf einem Song von „The Dubliners“) sorgen durchaus für Stimmung. Okay, vielleicht nicht im Sartory, Gürzenich oder dem Kristallsaal – aber wir glauben, dass die drei Herren auch nicht mehr den Anspruch haben, die großen Bühnen zu bespielen. Es gibt genug kleinere Säle in Köln und der Region, welche die nachgeladenen Knollis gerne aufnehmen werden. Und der Song „Rahmkamell“ in einem tollen Arrangement könnte ein echter Schunkelknaller werden …
Zum Finale kam anschließend die Tanzgruppe „Kölsche Greesberger“ der Große K.G. Greesberger Köln auf die Bühne. Wie bereits bei der Jugendtanzgruppe oben erwähnt, gibt es hier durchaus neue Elemente zu sehen, die man bei anderen Tanzgruppen (noch) nicht gesehen hat. Das spricht für ein kreatives Team hinter den Tänzerinnen und Tänzern.
Fazit des Nachmittags: Tänzerisch ist der KrK bei seinem Vorstellnachmittag überragend gut aufgestellt. Bei den Musikdarbietungen gibt es durchaus gute Nummern, die es aber nur selten auf die großen Bühnen schaffen dürften. Im Bereich der Redebeiträge hat der KrK das gleiche Problem wie alle anderen Karnevalistenvereinigungen – guter Nachwuchs ist Mangelware!
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