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Aschermittwoch 2020 – Ein Rückblick auf die Karnevalssession

Aschermittwoch 2020 – Ein Rückblick auf die Karnevalssession
Foto: Pixabay

Heute ist Aschermittwoch, der 26. Februar 2020. Knapp acht Wochen wurde im Rheinland, wurde in Köln Karneval gefeiert. Das Motto in Köln, „Et Hätz schleiht em Veedel“ ist seit gestern Geschichte, das neue Motto steht seit Montagnachmittag fest. Doch was hat die Session wirklich gebracht? Ein Resümee.

Das Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“

Ein Motto, das kölscher nicht sein konnte! Das kölsche Hätz sind nunmal die Veedel. Doch, seien wir mal ganz ehrlich: Was hat das Motto denn für die Veedel gebracht? Ein paar der im Festkomitee organisierten Karnevalsgesellschaften haben ihre Veedel (oder auch die gesamten Kölner Stadtteile bzw. Bezirke) auf ihren Orden verewigt. Manche Orden sind schön, viele sind aber am Thema vorbei. Andere Gesellschaften hatten dazu erst gar keine Idee – oder wollten keine Idee dazu haben.

Doch was brachte das Motto den 86 Kölner Stadtteilen wirklich? Hat irgendeine Karnevalsgesellschaft, hat das Festkomitee die Stadtteile, die Veedel, gewürdigt? Okay, im Rosenmontagszug gab es eine entsprechende Gruppe mit je einem Teilnehmer aus den 86 Veedel – und den Bezirksbürgermeistern. Schöne Idee von Zugleiter Holger Kirsch – aber: War es das mit dem Hätz und den Veedel? Gut, es gab eine handvoll Gesellschaften, die haben im Veedel auch ihren Karneval gefeiert. Das machen die aber jedes Jahr, wie zum Beispiel die Nippeser Bürgerwehr auf dem Wilhelmplatz an Weiberfastnacht. Die Lesegesellschaft veranstaltete einen Herrenfrühschoppen „em Veedel“, in Bickendorf. Die Veranstaltung war in kürzester Zeit ausverkauft. Doch was ist mit den vielen anderen Gesellschaften, die ein Veedel im Namen tragen – dort aber, mal abgesehen vielleicht vom Veedelszoch, gar nicht präsent sind? Da lobe ich mir die Müllemer Junge und die Lövenicher Neustädter, die immer ihre Sitzungen im Veedel machen. Die Flittarder K.G. macht ihre Milieu-Sitzung auch im Veedel, Höhenhaus und Dünnwald feiern zumindest auch teilweise in ihrem Stadtteil – auch wenn hier die großen Sitzungen mangels Saal im Nachbarveedel Mülheim stattfinden müssen …

Es gibt sogar Gesellschaften, die könnten den Saal in ihrem Stadtteil problemlos komplett füllen – doch man geht lieber in einen großen innerstädtischen Saal, den man dann nur halbvoll bekommt. Macht irgendwo auch keinen Sinn, oder?

Man hätte aus dem Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“ mehr machen können! Hoffen wir mal, dass das neue Motto „Nur zesamme sin mer Fastelovend“ etwas mehr mit Leben gefüllt wird …

Das leidige Thema „Prinzenspange“

Die Dreigestirnsspange – wie sie richtigerweise heißen müsste – war auch in dieser Session wieder ein heißer Diskussionspunkt. Kaum war die Proklamation der drei Narrenherrscher beendet, waren bereits die ersten Spangen für horrende Preise auf einem bekannten Internet-Auktionshaus zu finden. Aber nicht nur die Dreigestirnsspange wurde dort für viel Geld gehandelt, sondern auch andere Spangen, die man teilweise sogar für unter 5,00 € selbst käuflich erwerben konnte (die Hofburgspange zum Beispiel soll für rund 50,00 € weggegangen sein – und die konnte man in jedem Dorint Hotel in Köln an der Rezeption für 3,50 € kaufen …).

Aber nicht nur der Handel im Internet ist nervig. Auch die Bettelei für eine Spange der drei Tollitäten sorgte in der Session für Unmut. Bei der Halbzeitpressekonferenz in der Hofburg sprach das Dreigestirn das Thema offen an – und erhielt dafür von vielen Seiten Applaus. Trotzdem gab es auch danach noch einige Jecken, die bei den drei Tollitäten, der Adjudantur – und ja, selbst bei den Fahrern des Dreigestirns-Tross – um Spangen bettelten. Darunter gestandene Kollegen der Medien, welche die Spange für Familienmitglieder haben wollten – aber auch einige selbsternannte „Möchtegern-Star-Fotografen“, die gerade einmal wissen, wie man eine Kamera richtig herum hält …

Es gibt wohl bereits im Festkomitee Gedankenspiele, wie man mit dem Thema „Dreigestirnsspange“ in den nächsten Sessionen umgeht. Das diesjährige Dreigestirn hat ja zum Beispiel besonders verdiente Karnevalisten mit der „Prinzenspange am Bande“ ausgezeichnet. Zahlreiche Ehrenamtler erhielten in dieser Session die Prinzenspange gemeinsam mit einer Urkunde als besondere Auszeichnung. Vielleicht wird das ja die Zukunft: Wer die Spange wirklich verdient, bekommt diese „am Bande“ oder mit einer Urkunde – und für die bettelnden Jecken gibt es einen „billigen“ Pin.

Journalisten – und solche, die sich dafür halten

Gerade in den letzten Jahren hat sich dieses Phänomen erheblich im Karneval ausgebreitet: Immer mehr „Möchtegern-Journalisten“ wollen auf die Veranstaltungen. Teilweise sind darunter nebenberufliche Journalisten, die ihr Handwerk durchaus verstehen und auch ihre Berechtigung haben. Aber es gibt auch einige Kandidaten, die sich „Journalisten“ schimpfen – und mit ihrem Verhalten einen ganzen Berufsstand in Mißkredit bringen. Ein paar Beispiele:

Nehmen mir mal Detlef Doof (der Name ist natürlich frei erfunden …). Der Junge hat nicht nur eine Schraube locker, das fehlt ein ganzer Schrank. Und da hat der sogar schriftlich! Er meldet sich dann telefonisch bei den Veranstaltern und behauptet, dass er für den „Kölner Stadt-Reporter“ (gibt es nicht, frei erfunden …), ein Anzeigen-Wochenblättchen, arbeitet. Da wäre er der neue Karnevalsreporter und wollte sich akkreditieren. Die Veranstalter lassen ihn dann zu – und nehmen die eigentliche Redaktion aus ihrem Verteiler. Doch Detlef Doof erscheint dann nicht zur Veranstaltung. Oder er kommt zum Termin – und berichtet dann nicht. In beiden Fällen rufen die Veranstalter dann die Redaktion an und fragen nach, warum der Artikel nicht erscheint. Dort erfährt man dann, dass der „Redakteur“ gar nicht für diese Zeitung arbeitet …

Ein anderes Beispiel ist der Redakteur Hans Franz (ja, genau …), der immer mit einer bunten Gesellschaftsmütze auf den Veranstaltung aufläuft. Eine offizielle Legitimierung als Journalist hat dieser Bengel übrigens nicht. An die Presseakkreditierung des Festkomitees kommt er nicht dran – und den Presseausweis mit dem dazugehörenden „Fachjournalisten-Zertifikat“ gab es beim gleichen Auktionshaus wie die Dreigestirnsspange für ein paar Euros. Oder im Kaugummi-Automaten.

Dieser „Fachredakteur“ stört sich jedenfalls nicht an den Besuchern im Saal – man stellt sich einfach direkt vor die Nase der zahlenden Gäste und fotografiert munter drauf los! Besonders dann, wenn das Dreigestirn auf der Bühne steht, weil man hat ja offiziell keine Dreigestirnsspange – außer der, die man im Internet gekauft hat und die man immer dann trägt, wenn das Dreigestirn nicht im Programm ist. Man muss ja zeigen, wie wichtig man ist. Wenn sich dann ein Pressesprecher beschwert und den „Kollegen“ auffordert, mal rauszugehen, damit die Leute wieder etwas sehen, bekommt der Pressesprecher gesagt: „Sie machen ihre Arbeit, ich mache meine. Lassen sie mich in Ruhe arbeiten!“

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass der „Fachjournalist“ auch verlangt, dass man ihn während seiner stundenlangen „Sitzungsbesuche“ (ja, man könnte meinen, dass der Herr nur umsonst die Sitzung sehen möchte und dabei ein paar Bildchen macht …) zu verpflegen hätte? Die Frage nach etwas zu Trinken wird dann gerne überhört – kurz danach kommt dann die Frage nach etwas zu Essen. Wenn es nix gibt, geht er zur nächsten Veranstaltung – irgendeiner wird seine „Arbeit“ schon zu schätzen wissen. Immerhin ist er ja Mitglied bei einem Traditionskorps (fragt sich nur, wie lange noch …)!

Ach ja: Und da die Redaktion, für die er bislang gearbeitet hat, ihm wohl Anfang des Jahres gezeigt hat, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat, gibt er nun vor, für ein großes Verlagshaus zu arbeiten. Nur dort kennt man ihn gar nicht. Stört ihn aber nicht. Auch die Schreiben des Verlagshauses jucken ihn nicht. Er macht einfach weiter! Mal schauen, wie lange noch …

Solche Individuen haben sich in den letzten Jahren im Kölner Karneval ausgebreitet wie die Pest. Und das sind wirklich nur zwei (reale) Beispiele von geschätzt einem guten Dutzend solcher Kandidaten. Einige Pressesprecher sagen dann, auf das Thema angesprochen: „Na ja, die posten ja die Fotos auf facebook. Das ist ja auch Werbung für uns!“ (Ja, falsch gedacht. Wenn man keine Freunde auf facebook hat, sieht das auch so gut wie keiner …) Andere Pressesprecher gehen den richtigeren Weg und geben solchen Personen erst gar keinen Zugang zu ihren Veranstaltungen. Auch hier müsste sich etwas ändern, um die Presseberichterstattung – die in den letzten Jahren kontinuierlich weniger wurde, von ein paar Internet-Galliern mal abgesehen – wieder auf ein professionelles Niveau anzuheben.

 

Aber natürlich gab es in der Session nicht nur negatives: Wir hatten ein hervorragendes Kölner Dreigestirn mit Prinz Christian II., Bauer Frank und Jungfrau Griet. Die drei Narrenherrscher waren auf einer Symapthiewelle unterwegs, wie man sie schon lange nicht mehr erlebt hat. Und auch das Spendenprojekt der Drei, der Festwagen für Menschen mit und ohne Handicap, scheint durch die große Spendenbereitschaft von Vereinen, Initiativen und Privatpersonen gesichert zu sein. Das Wurfmaterial für den Wagen spendieren ja für die nächsten zehn Jahre die neun Traditionskorps mit je 1.000,00 € pro Korps und Jahr!

Und auch wir hier bei koelsche-fastelovend.de hatten eine erfolgreiche Session: Normalerweise haben wir in einer Karnevalssession mit sieben, acht, neun Wochen Laufzeit um die 1,5 Millionen Seitenzugriffe (im ganzen Jahr summieren sich die Seitenzugriffe dann auf zwischen 4,5 und 5 Millionen …). In dieser Session haben wir bereits bis Rosenmontag fast 3 Millionen (!) Seitenzugriffe gehabt, was auch dazu geführt hat, dass zurzeit unsere Kartenmodule mit „Google Maps“-API nicht funktionieren (zu viele Zugriffe in diesem Monat …). Das wird sich aber am 1. März wieder von alleine beheben! Die Planungen für die kommende Session sind bereits in vollem Gange – immerhin wird die Session noch einmal eine Woche kürzer sein als dieses Jahr.

Wir werden auch weiterhin versuchen, einen möglichst breiten Überblick über den Karneval in Köln und die Aktivitäten der Karnevalsgesellschaften außerhalb der Session zu liefern. Aktuell werden die bereits vorliegenen Termine für die Session 2021 eingepflegt. Die Seite bekommt über den Sommer auch ein paar neue Funktionen spendiert – doch dazu mehr, wenn diese live gehen!

Die Session 2019/2020 ist Geschichte. Wir verabschieden sie mit einem letzten, leisten drei Mal „Kölle Alaaf“!